Hans Baur wurde zwar am 12. Juni 1929 in Lima (Peru) geboren, wuchs aber in Zürich auf. Weil ihm das Klavierspiel seiner Cousine imponierte, schaute er es ihr ab und wurde als Autodidakt im Laufe der Zeit ein hervorragender Pianist, der als gesuchter Alleinunterhalter in vielen Bars und Hotels anzutreffen war. Schon als 15-jähriger spielte er im Handharmonika-Orchester Zürich. Zusammen mit seinem Schulfreund Wysel Gyr gründete er ein lustiges Duo mit reichhaltigem Programm für gesellige Veranstaltungen aller Art. Ende der Vierzigerjahre spielte Hans auf der selbst instandgestellten Orgel des Capitol-Theaters Zürich alte Schlager und liess damit die Zwanzigerjahre nochmals aufleben.
Als inzwischen fertig ausgebildeter Hygiene-Laborant zog Hans 1950 ins Bündnerland, wo er bald seine Freizeit als Pianist und Bassgeiger in der Ländlerkapelle Edy Capun verbrachte. Zwei Jahre später wechselte er nach Spiez, wo er nach einer kurzen Aushilfe beim Münchner Rundfunkorchester Paul Günther bei der Thuner Band "The Dixies" als Pianist fungierte. Mitte der Fünfzigerjahre wurde Aarau zum Domizil und ist es bis heute geblieben. 1956 finden wir Hans als Pianist bei den Berrys, später bei den New Berrys und schliesslich 1963 bei der Riverstreet Jazz Band. Bei Chocolat Frey fand er als Lebensmittelhygieniker Anstellung - prompt landete er in der Betriebsmusik, bei der er den Bass bläst. In den Achzigerjahren spielte Hans einige Zeit im Bruno Gandet Sextett.
Die Volksmusik hatte neben dem Jazz stets ihren Platz. Hans war als Schwyzerörgeli-Spieler an mancher Stubete anzutreffen, seine Notensammlung (die grösste der Schweiz!) wuchs und wuchs. Zusammen mit seiner Tochter Silvia gründete er die Aarauer Taschtehüpfer. Daneben amtierte er als Schwyzerörgeli-Lehrer und führte so manche Kurswoche im Maderanertal durch.
Am besten aber lag ihm der alte Jazz - von Ragtime bis New Orleans, von Scot Joplin über Fats Waller bis zu Joe Turner, den er natürlich noch selber gekannt hatte. Hans entwickelte sich, immer noch rein autodidaktisch, zu einem der wenigen grossen Stride-Pianisten unseres Landes. Und als 1994 die Casa Loma Jazz Band gegründet wurde, ging für ihn ein grosser Traum in Erfüllung: Er war mit dabei. Mit seiner Begabung, seinem Einfühlungsvermögen, seinen Fähigkeiten als Arrangeur und seiner väterlichen Kollegialität trug er wesentlich zur Entwicklung und zum Aufstieg dieser inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Formation bei. Vor allem seine Interludes tragen seine ganz persönliche unvergleichliche Handschrift.
Aber das Leben geht an keinem von uns spurlos vorüber, auch an Hans nicht. Verschiedene gesundheitliche Probleme haben den Wunsch laut werden lassen, einen Nachfolger am Klavier zu suchen. Hans hat den wesentlich jüngeren Kollegen Mathieu Munch aus Hegenheim eingearbeitet. Die Stabübergabe hat im Juli 2007 stattgefunden, und es ist deshalb den Kollegen der Casa Loma Jazz Band ein spezielles Anliegen, ihren Hans gebührend zu würdigen und ihm für die dreizehn Jahre Gemeinsamkeit ganz herzlich Danke zu sagen. Keep on swingin'!
P.G.
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